Montag, 19. November 2007

2. Rundbrief vom 18.11.07




Ihr Lieben, liebe Freunde,


vielen Dank für Eure Antworten auf unseren ersten Bericht, kurz oder sehr ausführlich, und für die vielen Geburtstagsglückwünsche für Maite.

Vier Wochen reisen wir jetzt schon durch Argentinien und sind immer noch begeistert. Nach unserer „Flucht“ aus Buenos Aires verbrachten wir noch eine unruhige Nacht an einer Autobahntankstelle, doch dann wurde es langsam besser. In dem von Deutschen in den 1930er Jahren gegründeten Örtchen Villa General Belgrano in der Nähe von Cordoba (nordwestlich von Buenos Aires) verbrachten wir 5 erholsame Tage auf dem Camping eines netten deutschen Ehepaares, das vor 15 Jahren nach Argentinien ausgewandert war und sich hier eine neue Existenz aufgebaut hat.


Wir „Südamerikaneulinge“ bekamen viele gute Tips und Ralf und Bettina halfen uns bei allen Problemen. Zum Beispiel streikte unsere Klimaanlage im Fahrerhaus. Bei über 30 Grad recht unangenehm. Die beiden telefonierten und fanden einen Spezialisten, der uns schnell helfen konnte. Kurz danach schlug das Wetter um und wir hatten nur noch 15 Grad Celsius, abends mussten wir sogar mal heizen.



Reparatur der Klimaanlage



Ein Höhepunkt unseres Aufenthaltes in Belgrano war Ralfs berühmtes Asado. Ein Asado ist die argentinische Version einer Grillparty – nur ganz anders als bei uns. Sicher habt Ihr schon von dem phantastischen argentinischen Rindfleisch gehört – es ist wirklich Super-Spitzenklasse, das sagt eine eher fleischarm essende Mitteleuropäerin! - , und bei einem Asado isst man sich durch die gesamte Palette der Fleischerkunst, und das über Stunden. Ralfs Asado fing um 13,30 Uhr mit dem Anzünden des Feuerholzes an und endete um 19,30 Uhr mit Atemnot und glasigen Augen.


Ralf bereitet den Grill vor


Dazwischen gab es Chorizos (kräftig gewürzte Bratwurst) und süße Blutwurst mit Rosinen und Honig, Rippchen, Bries und Milchdarm, 5 cm dicke Kalbskoteletts, Rumpsteaks und Rinderfilet, dazu gegrilltes Gemüse und Brot und Ralfs besondere Spezialität die „Bauchfellpizza“ (gegrilltes Bauchfell belegt mit Tomatensauce, Oliven, Salami und Käse).


Das Bauchfell für die Pizza



In Belgrano wird auch deutsches Bier gebraut, Warsteiner und Isenbeck, und ob Ihr es glaubt oder nicht, Werner hat 3 Literflaschen davon zum Asado getrunken! (Hat ja auch lange gedauert!)


Warsteiner und Isenbeck



Nachdem wir uns noch mit dunklem Roggenbrot, Apfelstreuselkuchen und sogar Roggenmehl und Körnern (zum Selberbrotbacken) versorgt hatten, starteten wir dann Richtung Süden. Es ging zunächst durch die Pampa Humeda, die feuchte Pampa, charakterisiert durch viele kleine Seen und Feuchtgebiete mit reichem Vogelleben. In diesem recht fruchtbaren Gebiet befinden sich riesige Getreide- und Gemüsefelder, die das Land versorgen, sowie unendliche Weiden mit großen Rinderherden. Je weiter südlich wir kamen, umso trockener wurde die Pampa, die bald nur noch aus dem graubraunen harten Pampasgras und niedrigen holzigen Büschen bestand.

Hier können keine Rinder mehr existieren, wohl aber Schafe- die übrigens auch sehr lecker schmecken! Ein wenig erinnert uns die Pampa an das australische Outback, nur dass hier

ständig ein starker und kalter Wind aus südlichen Richtungen weht. Die Sonne ist warm, der Wind sehr kalt, kein Wunder, dass unser europäisch konditioniertes Immunsystem irgendwann streikte und uns beiden eine saftige Erkältung bescherte.


Unser erster touristischer Höhepunkt war die Halbinsel Valdes, wo sich im hiesigen Frühjahr – also jetzt – die Buckelwale einfinden, um ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen. Bei einer Whale-Watching Tour, bei der die Boote bis auf ca. 30 m an die Walmütter und ihre Jungen heranfahren, was die Tiere völlig unbeeindruckt lässt, und auch von Land aus, konnten wir sehr

viele Wale beobachten. Außerdem gibt es auf der Halbinsel mehrere Stellen, an denen Seelöwen

und die fetten Seeelefanten bei Ebbe am Strand liegen und den Tag verdösen.





Auch sahen wir nun öfter Herden von Guanakos – eine wild lebende Lamaart – sowie Nandus eine südamerikanische Straußenart. Einige sehr schöne Tage verbrachten wir auf dieser zum Weltnaturerbe gehörenden Halbinsel, wo wir auch unsere Schweizer Freunde, Nicol und Renato wiedertrafen, mit denen wir Maites Geburtstag feiern konnten. Maite hatte Amelies Nusstorte gebacken und Nicol spendierte eine Flasche deutschen Winzersekt.


Kurz darauf hatten wir in Puerto Madryn unser erstes etwas unangenehmes Erlebnis. Wir wollten rückwärts in eine Parklücke setzen, als das Rückfahrwarngerät sofort und in höchsten Tönen anschlug. Da Werner im Rückspiegel nichts hinter dem Womo sehen konnte, glaubte er, das Warngerät habe einen Kurzen – wir waren kurz vorher in einer Waschanlage, um den Pistenstaub abzuwaschen. Hätte er mal lieber auf das Warngerät gehört: Ganz dicht hinter uns befand sich eine argentinische Autofahrerin, die sich auch nicht durch Hupen bemerkbar machte, als wir anfingen rückwärts zu fahren, und so kam es zum Crash. Bei uns war nur ein wenig der Lampenträger verbogen, aber ihr Auto hatte einiges abbekommen. Die Polizei nahm den Unfall auf, wir telefonierten, emailten und faxten mit der Versicherung in den USA und mussten, da der Unfall am Freitag Mittag passierte, bis Montagmorgen warten, um den polizeilichen Unfallbericht abholen zu können, den wir an die Versicherung schickten.

Wir waren selbst erstaunt, wie gut wir auch in solchen Situationen mit unserem Spanisch zurecht kommen. Inzwischen haben wir uns auch an das argentinische Spanisch gewöhnt und verstehen immer besser, was die Leute meinen. (Casche = calle, aca = aqui, ata queve = hasta jueves, um nur einige Beispiele zu nennen).

Ach ja, der argentinische Straßenverkehr: Ein Führerschein ist bisher noch nicht Pflicht (soll es aber demnächst werden) und so fahren die Leute auch. Bei doppelt durchgezogener Linie und zusätzlichem Überholverbotsschild überholt sogar die Polizei, PKWs, Busse und Laster sowieso; Halteverbot in Ortschaften interessiert keinen, rechts vor links gilt nicht, sondern der Frechere hat Vorfahrt und als Fußgänger auf dem Zebrastreifen sollte man sich lieber nicht darauf verlassen, dass Autofahrer anhalten. Die Fahrt im Kreisverkehr ist das reinste Lottospiel.


Nachdem wir nun noch eine Pinguin- Brutkolonie mit Tausenden von Tieren besucht haben, noch viele Guanakos, Nandus auch Gürteltiere, graue Pampasfüchse und Maras – Pampashasen mit langen Beinen, kurzen Ohren und platten Schnauzen – gesehen haben, werden wir in einigen Tagen die Pampa von Osten nach Westen durchqueren, um die Nationalparks Los Glaciares und Torres del Paine zu besuchen. Dann gibt es einen neuen Bericht.

Für heute seid herzlich gegrüßt und wir freuen uns schon wieder auf zahlreiche Antworten.


Werner und Maite



Sonntag, 11. November 2007

Suedamerikareise

Auf dieser Seite wollen wir in Zukunft Berichte und Fotos von unserer Reise erstellen.
Alles noch in Arbeit............................