Dienstag, 25. März 2008

5. Bericht....

Ihr Lieben, liebe Freunde,

die vergangenen 5 Wochen verbrachten wir im sogenannten Seengebiet beiderseits der Anden - zunaechst in Chile, dann in Argentinien und wieder in Chile. Ueberschreiben koennte man dieses Kapitel unserer Reise mit "Vulkane und Seen".

Etliche der Andenvulkane sind immer noch aktiv, so z. B. der Llaima, der erst vor 2 Monaten ausgebrochen ist. Wir konnten leider die frischen Lavastroeme nicht sehen, da der Park um den Vulkan immer noch gesperrt ist. Auch der Villarica koennte jederzeit ausbrechen, wie die staendig ueber seinem Gipfel stehende Rauchwolke anzeigt. Im Staedtchen Pucon an seinem Fuss gibt es eine Vulkanwarnanlage, die wie eine Ampel mit rot, gelb oder gruen den Grad der Bedrohung anzeigt und in den Strassen zeigen Schilder die Fluchtwege an.

Besonders gut gefallen hat uns der Osorno, der mit seiner perfekten Kegelform und weissen Schneekappe an den Fujijama erinnert. Mit dem Auto kann man durch dichten Regenwald bis ueber die Baumgrenze fahren, dann mit dem Sessellift ueber Asche- bzw. Lavafelder und schliesslich zu Fuss bis an die ersten Schneefelder. Fuer eine Gipfelbesteigung, die auch moeglich ist, fehlt uns die noetige Ausruestung und Kondition und ehrlich gesagt auch der Ehrgeiz. Auch so hatten wir einen fatastischen Blick auf die umliegenden Berge, einen Nebenkrater und den Llanquihue See.









Die Nacht ganz alleine auf dem Parkplatz der Bergstation unter einem absolut klaren Sternenhimmel gehoert zu den Eindruecken, die wir nicht so schnell vergessen werden.




Der Vulkan Lanin, mit ueber 3700 m der hoechste in den Suedanden, forderte dann doch unseren sportlichen Ehrgeiz heraus. Nein, nein keine Bergbesteigung! "Nur" eine ca. 8 stuendige Wanderung durch recht unwegsames Gelae nde mit knapp 700 m Hoehenunterschied zur Basis des Vulkans.




Auf dem Weg sahen wir erstmals Gruppen von Araukarien, deren versteinerte Vorgaenger wir vor Wochen im Bosque Petrificado bewundert hatten. Diese Dinosaurier unter den Pflanzen, die schon seit Jahrmillionen existieren, sehen mit ihren schuppigen, schlangenartigen Aesten recht urzeitlich aus und bieten dekorative Fotomotive.




(Spaeter, weiter noerdlich, fuhren wir dann durch ganze Waelder dieser eigenartigen Baeume und fuehlten uns wie in den Jurassic Park versetzt. Es waere nicht deplaziert, wohl aber unangenehm gewesen, wenn ein Tyrannosaurus Rex sich uns in den Weg gestellt haette.)




Nach Erreichen der Baumgrenze bei 1600 m hatten wir einen unverstellten Blick auf den Gipfel, wieder mal bei wolkenlosem Himmel.


Apropos Wetter: Seit Wochen ist es anhaltend sonnig und warm mit wenigen Regentagen oder bewoelktem Himmel dazwischen. Das ist, wie uns die Einheimischen versichern, aeusserst ungewoehnlich i n dieser eher feuchten Gegend. Die Tage sind warm bis heiss, die Naechte aber relativ kuehl, was uns sehr angenehm ist. Die eigentlich eher frischen Seen, ueberwiegend ehemalige Gletscherseen, haben sich durch die anhaltende Sonnenbestrahlung so erwaermt, dass wir das Baden als angenehm und als willkommene Abkuehlung ansahen. Es gibt beiderseits der Anden unzaehlige kleinere und groessere Seen und wir sind recht langsam gereist, um eineige von ihnen zu sehen und an schoenen Stellen jeweils einige Tage zu bleiben, oft an freien Stellplaetzen, gelegentlich auf Campingplaetzen, wenn wir wieder mal Wasser tanken oder die Batterien der Kameras aufladen mussten.


LLanquihue See


Nahuel Huapi See


Am Lago Guillelmo

Dabei haben wir die Anden mehrmals ueberquert und es hat uns immer wieder erstaunt, dass auf der oestlichen Seite in Argentinien schon nach wenigen Kilometern die trockene Pampa beginnt, waehrend westlich der Anden in Chile die Landschaft gruen und fruchtbar ist.

So erfreut uns das gute chilenische Obst und Gemuese immer wieder, waehrend wir in Argentinien das Fleisch und die Milchprodukte schaetzen. Leider darf man in beiden Richtungen gerade diese Lebensmittel nicht mit ueber die Grenze nehmen. Guten Wein gibt es in beiden Laendern und auch das einheimische Bier schmeckt gut. Insgesamt ist Chile etwas teurer als Argentinien, aber immer noch preiswerter als Deutschland.
Hier im suedlichen Chile spuert man noch recht deutlich den Einfluss der deutschen Einwanderer, die seit dem fruehen 19. Jhdt bis zur Mitte des 20. Jhdts dieses Gebiet besiedelten und zum Teil muehsam erschlossen und urbar gemacht haben.
Im Freilichtmuseum über deutsche Siedler - Wohnküche
Wassermühle
Mehrmals wurden wir von deutschsprechenden Chilen angesprochen, die stolz auf ihre Herkunft waren. Eine junge Frau, die einen deutschen Vater hat aber selbst nicht mehr Deutsch spricht, behauptete sogar, der Sueden sei Chiles kultivierteste Gegend wegen der deutschen Tradition. Es gibt fast in jeder Stadt einen Club Aleman und deutsche Restaurants, man findet deutsches Brot und& nbsp;"kuchen" (so geschrieben und ausgesprochen!), eine deutsche Wurstfabrik versorgt die Leute mit Bratwurst und bei einem Volksfest trat eine chilenische Kapelle in "bayrischer" Tracht auf und spielte deutsche Volksmusik, z. B. die "Bergvagabunden" und "Adelheid, schenk mir einen Gartenzwerg".

Noch einige Worte zur Technik, fuer die, die es interessiert: Das Problem mit den kaputten Reifen konnte nach einigen Bemuehungen (mindestens 12 Versuche) schliesslich geloest werden. Eine Reifenhandlung in der Stadt Osorne konnte die passenden Reifen in Santiago bestellen, die tatsaechlich schon 2 Tage spaeter eintrafen und montiert wurden. Zwei der Bordbatterien zeigten Anzeichen von Undichtigkeit am Deckel, d. h. bei Steigungen lief Salzsaeure aus - eine unangenhme Schweinerei. Werner versuchte zunaechst mit Silikon abzudichten, was nicht lange hielt. Dann erkundigten wir uns nach neuen Batterien, die aber extrem teuer waren. Schliesslich fanden wir eine kleine Batterierepa raturwerkstatt (!), die es schaffte, mit einem Spezialkleber die Batterien wieder dicht zu kriegen.

Sonst lief alles gut, bis auf eine kritische Situation: Auf einer neu angelegten Piste mussten wir weit nach rechts fahren, um einem entgegenkommenden Fahrzeug Platz zu machen. Der Rand war voellig unbefestigt und neben der Piste befand sich ein ca. 1 m tiefer Graben. Die Hoeflichkeit hat sich leider nicht ausgezahlt, denn das Gewicht des Wohnmobils drueckte den losen Sand auf der rechten Seite weg und wir gerieten in eine gefaehrliche Schraeglage, aus der wir uns aus eigener Kraft nicht wieder befreien konnten (uns fehlten jetzt Sandbleche). Ein Wasserspruehwagen, der der die Piste anfeuchtet und zufaellig in der Naehe war, zog uns schliesslich wieder raus. In der Aufregung habe ich leider ganz vergessen, Fotos zu machen, so dass wir diese Situation nicht dokumentieren koennen. Dieser Vorfall ereignete sich uebrigens unmittelbar nach unserer 8stuendigen Wande rung zum Vulkan Lanin. An dem Abend waren wir ganz schoen platt.

Hier geht der Hochsommer langsam zu Ende, wir haben gehoert bzw. gelesen, dass bei Euch der Fruehling so langsam Einzug haelt. Da wir vor Ostern wohl keinen neuen Bericht schreiben werden, wuenschen wir Euch jetzt schon froehliche Ostertage und -ferien. Wie immer herzlichen Dank fuer Eure Emails, wir freuen uns schon auf die naechsten.

Es gruessen Euch

Werner und Maite